04. Oktober 2010: Herbstlicher Projektbeginn
Kühl ist es an diesem Morgen, die Blätter purzeln zum Projektstart im "Kifrie".
Die Medienwerkstatt in der Menzelstraße 7
bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit einem breiten Spektrum der Medienwelt zu befassen. In diese Welt taucht an diesem herbstlichen Montagvormittag auch das 19köpfige Team der Dag-Hammarskjöld-Oberschule ein. In drei kleineren Arbeitsgruppen geht´s in die Einführungsrunde. Nach technischem und theoretischem Input werden hier auch die Aufgaben für die nächsten Tage besprochen: Welche Themen wollen wir recherchieren? Wen könnten wir interviewen? Wo können wir Außenaufnahmen und Fotos machen? Worüber wollen wir schreiben?
In der Literaturgruppe beginnen Kadir, Onur, Jordan, Jenny, Nadja und Boucif, angeregt und unterstützt von Markus, sich Gedanken über mögliche Texte und Geschichten aus und über Tempelhof zu machen. In der Videogruppe ist man sich schnell einig: der Flughafen Tempelhof wird in dieser Woche im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Bis zu seiner Schließung 2008 war der Airport einer der drei großen Verkehrsflughäfen im Großraum Berlin. Erst in diesem Jahr wurde auf dem etwa 350 Hektar großen Areal der Tempelhofer Park eröffnet. Die Jugendlichen werden sich dort morgen mit der Kamera umsehen und Informationen sammeln. Begleitet werden sie dabei von Teresa, einer Praktikantin aus der "Kifrie"-Medienwerkstatt, und zwei "Kollegen" aus der Printjournalismus-Gruppe. Sie wollen am Mittwoch - thematisch ergänzend - auch einen Zeitzeugen zur Luftbrücke befragen.
In der Journalismus-Gruppe werden am Telefon erste Termine vereinbart. Nessim und Thomas versuchen den Pressesprecher der Trabrennbahn Mariendorf an die Strippe zu bekommen. Sie möchten eine Reportage über die im Jahr 1913 gegründete Pferdesportanlage schreiben, vor Ort recherchieren und Anwohner befragen. Nadine und Lara haben sich für die folgenden zwei Recherche-Tage die Schulfusion als Thema ausgesucht und für morgen gleich zum Interviewtermin beim Schulleiter der Dag-Hammarskjöld-OS angemeldet. Maiks Themenwahl hat einen eher persönlichen Hintergrund: sein Vater arbeitete lange Jahre bei "Sarotti". Die traditionsreiche Schokoladen-Firma produzierte bis 1998 in der Teilestraße im Industriegebiet Tempelhof-Ost am Teltowkanal.
Information ist alles...
Erste Recherchen zum Flughafen.
Und, hast du schon eine Idee, worüber du schreiben willst?
Guckst du: Kamera läuft...
Redaktionssitzung: Lara lauscht Andreas Worten.
05./06. Oktober 2010: Geschichten rund um den Flughafen
Am Dienstagmorgen macht sich die Videogruppe, begleitet von Scharif und Niko aus der Presse-Abteilung, auf den Weg zum Flughafen Tempelhof. Dort fragt Niko Ismael nach Informationen über den Airport und merkt schnell, dass dieser gut informiert ist.
Vor dem Flughafen ragt die „Hungerkralle“ in die Höhe, die als Symbol für die Rosinenbomber steht, die während der Luftbrücke Westberlin mit Kohle und Lebensmitteln versorgten. Auf dem Denkmal sind die Namen aller Piloten zu lesen, die bei der Hilfsaktion gestorben sind: Insgesamt waren es 76 Amerikaner, die "ihr Leben für die Freiheit" gaben.
Am Platz der Luftbrücke startet die Gruppe dann eine Straßenumfrage. Wir wollen wissen, wie die Bürger die Zukunft des Flughafens sehen. Touristen aus England, die wir befragen, nutzen den Park für Freizeitaktivitäten. Ein Tempelhofer hätte den Flughafen lieber behalten. Dieser Meinung sind auch zwei ältere Passanten, die dort früher gearbeitet haben.
Nach den Straßeninterviews begann die Führung über den Flughafen Tempelhof, die Mohammed Hassan mit der Kamera dokumentiert. Thomas Merz, der Stadtführer, berichtet jede Menge Details über den Airport, der am 8. Oktober 1923 eröffnet wurde. Die Rollbahn ist 7,3 Kilometer lang.
Der Flughafen besitzt das größte freitragende Dach Europas. Neben dem Flugzeuggebäude gibt es Verwaltungsgebäude. Das Haus dient auch als Tribüne für 100.000 Menschen. Die Abfertigungshalle versprüht den Charme alter Zeiten.
Wissenswertes gibt es auch über den Filmbunker zu erfahren, in dem wichtige Filmmaterialen über Jahre gelagert wurden.
Der Mittwochvormittag steht dann im Zeichen der Luftbrücke. Ismael spielt heute den Kameramann; Ebru die Reporterin. Hinter ihr steht Rusdi, der bei der Tonaufnahme die Ohren spitzt. Auf dem Interviewstuhl hat Kurt Roth Platz genommen. Der heute 80jährige schildert uns seine Erlebnisse während der Luftbrücke. Damals, als Berlin geteilt ist, war er 18 Jahre alt, stand kurz vor dem Abitur. Roth erzählt uns die Geschichte von dem amerikanischen Soldaten Gail Halvorsen, der 100 Tafeln Schokolade - fallschirmartig an kleine Taschentücher gebunden - für die Berliner Kinder am Flughafen Tempelhof aus seinem Flugzeug abwarf. Kurt Roth entdeckte eine solche Tafel Schokolade damals selbst im Garten. Gegessen hat er sie nicht.
Kurzer Plausch vorm Interview mit Kurt Roth.
Objekt der Wiss-Begierde: der Flughafen Tempelhof.
Ebru will´s genauer wissen...
Kurt Roth hat die Schokoladentafel, die von amerikanischen Piloten während der Luftbrücke abgeworfen wurde und die er im heimischen Garten fand, nicht gegessen.
Eine Luftaufnahme vom innerstädtischen Airport.
07./08.10.2010: Schrecksekunden & Präsentationsfreuden
An den letzten beiden Tagen ist Konzentration gefragt. Derweil sich die "Jungschriftsteller" zwecks schöpferischer Ruhe in ihrem Zimmer verbarrikadiert haben, geht´s bei der Videogruppe laut her: soeben wurde beschlossen, einen Kommentar unter den zu schneidenden Film zu legen. Dieser muss nun geschrieben und dann eingesprochen werden.
Schrecksekunden in der "Redaktionsstube": Ein Teil der begonnenen Texte ist verschwunden. Die Reportage von Nessim und Thomas über die Trabrennbahn Mariendorf findet sich wieder an, aber Maiks Bericht ist in den unendlichen Weiten des Computernetzes verschwunden. Den Text über die Tempelhofer Traditionsfirma "Sarotti" muss er nun noch einmal schreiben.
Maik hat einen alten "Sarotti-Mohr" in die "Redaktion" mitgebracht.
Nessim bei der Vor-Ort-Recherche in Mariendorf. Streichel-Einheit bei den Vierbeinern inklusive.
Gut Ding will Weil haben...: Nadine beginnt, ihr Thema in Textform zu bringen.
Nach einem Endspurt ist es dann Freitagmittag soweit. Alle haben sich zur großen Abschlusspräsentation ihrer Arbeiten im "Kifrie" zusammengefunden. Aus der Literatur-Gruppe geben drei Schüler ihre Werke zum Besten und bekommen viel Applaus. Allen voran Onur, der die fiktive Lebensgeschichte eines Friedrich Wagner im Berlin des letzten Jahrhunderts zu Papier gebracht hat. Aus der Presse-Gruppe stellen Nessim, Lara, Nadine und Maik ihre Texte vor. Den letzten Höhepunkt erleben die Teilnehmer/innen dann mit der Vorführung des kurzen Videofilms "Kleiderbügel mit Geschichte" über den Flughafen Tempelhof. Wirklich tolle Ergebnisse, die in einer Woche intensiver Arbeit miteinander entstanden sind!